Folkert Schmidt ist seit 2019 Geschäftsführer der heutigen Rekular GmbH.
Seine Laufbahn begann der gelernte Industriekaufmann bei der Bundeswehr und verbrachte anschließend zwei Jahre im Iran, wo er Baumaschinen verkaufte. 1996 startete er in der Entsorgungsbranche. Nach Stationen u. a. beim Kunststoffverarbeiter Polybeek und der Firmengruppe R&J Beekmann stieß Folkert 2001 zum Familienunternehmen Trienekens, das später in der RWE Umwelt aufging. An seinem Job bei Rekular mag er, dass es nie langweilig wird. „Man weiß heute nicht, was morgen passiert. Diese Herausforderung gefällt mir.“
25. Mai 2025
Von Redaktion Rekular
2025 blickt die Rekular GmbH auf 20 Jahre bewegte Firmengeschichte zurück. Anlässlich des Jubiläums beleuchten wir: Was waren die Meilensteine? Wie hat sich der Markt für Kühlgeräte-Recycling weiterentwickelt? Und wie die Kultur im Unternehmen? Ein Gespräch mit Geschäftsführer Folkert Schmidt.
Folkert, lass uns kurz einen Blick weit zurückwerfen: Wo liegen die Wurzeln der heutigen Rekular?
Entstanden sind wir ursprünglich als eine Art „Nebeneffekt“ des Verkaufs von RWE Umwelt an Remondis. Damals mussten aus kartellrechtlichen Gründen drei Kühlgeräteanlagen abgestoßen werden – in Langenhagen, Baumholder und im Wangerland. Diese Standorte 2005 wurden in einem neu gegründeten Unternehmen zusammengeführt. Es war die Keimzelle der heutigen Rekular.
Im gleichen Jahr trat das Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) in Kraft. Was bedeutete das für eure Branche?
Eine komplett neue Systematik. Früher ist man einfach an Unternehmen oder Kommunen herangetreten und hat ihnen die Geräte abgenommen. Mit dem ElektroG gab es plötzlich die sogenannte geteilte Verantwortung: Wer ist zuständig für die Sammlung? Und wer für die umweltgerechte Entsorgung? Über die Teilnahme an Ausschreibungen haben wir damals schnell eigene Mengen generiert. Als wir es geschafft haben, uns einen Vertrag mit einem namhaften Hersteller zu sichern, war das der Durchbruch in die erste Reihe der Kühlgeräte-Recycler.
Ein für euch wichtiger Schritt war ab 2007 der Einstieg des schwedischen Konzerns Stena. Wie kam es dazu?
Aus meiner früheren Tätigkeit im Sonderabfallbereich hatte ich gute Beziehungen nach Skandinavien. Daraus ergab sich zunächst eine Mehrheitsbeteiligung und später dann die komplette Übernahme durch Stena. Für uns bedeutete das mehr Struktur, mehr Anforderungen – aber auch mehr Chancen. Ein Beispiel: Dank Stena konnten wir einen deutschlandweiten Vertrag mit dem Hausgerätehersteller Electrolux abschließen, das war eine echte Hausnummer.
Mit den Schweden kam auch eine neue Kultur ins Unternehmen?
Auf jeden Fall. Früher waren wir klassisch hierarchisch organisiert – klare Anweisungen, wenig Diskussion. Mit dem Einstieg der Schweden hat sich viel bewegt. Auf einmal duzten sich alle. Vor allem für die Produktion war das ein kleiner Kulturschock. Es hat gedauert, bis sich das „Du“ durchgesetzt hat. Was eine gewisse Klarheit in Entscheidungen betrifft, sind wir immer noch ziemlich deutsch. Aber wir haben ein schwedisches Verständnis von Führung: flache Hierarchien, Offenheit, Kommunikation auf Augenhöhe. Bei uns kann heute jeder jeden ansprechen, natürlich auch mich als Geschäftsführer. Aber es war ein Lernprozess. (Lacht) Ich erinnere mich an ein Bewerbungsgespräch, bei dem sich ein Kandidat einfach Kaffee und Wasser nahm. Für mich als Deutscher war das ein Affront – für die schwedischen Kollegen eine Selbstverständlichkeit. Es prallten halt unterschiedliche Mentalitäten aufeinander.
Ein nächster Umbruch: Noch unter der Ägide von Stena habt ihr 2017 eure Unternehmenszentrale von Hamburg ins bayerische Lauingen verlegt. Warum?
In Lauingen hatten wir sechs Jahre zuvor eine Vorbehandlungsanlage Lauingen bedeutete personell einen völligen Neuanfang für uns. Eine Herausforderung, die wir aber gut gemeistert haben.
Wie seid ihr durch die Corona-Pandemie gekommen, die Anfang 2020 ausbrach?
Wir galten als systemrelevant, unsere Anlagen durften unter Auflagen weiterarbeiten, während die Verwaltung zeitweise in Kurzarbeit ging. Homeoffice funktionierte bei uns problemlos, denn dank der schwedischen Kultur war mobiles Arbeiten bei uns schon vor der Pandemie üblich. Was interessant war: Im Lockdown fingen viele Deutsche an, ihre Wohnungen zu entrümpeln und sich neue Kühlgeräte anzuschaffen. Auch deshalb, weil sie befürchteten, wegen Corona mehrere Wochen autark leben zu müssen. Die Folge: Die Altgeräte-Mengen stiegen merklich.
Wenn Du auf die Anfänge und auf heute schaust: Inwiefern hat sich das Geschäft im Laufe von zwei Jahrzehnten verändert?
Früher haben wir mit kleinen Anlagen, viel Handarbeit und überschaubaren Mengen gearbeitet. Es reichte, wenn eine Anlage 35 Geräte am Tag durchschleuste. Heute ist das unvorstellbar. Nur wer groß denkt, kann überleben. Auch wir mussten wachsen, Prozesse industrialisieren und Anlagen neu denken. Inzwischen sind wir voll getaktet, mit Schichtbetrieb, vorbeugender Wartung, Logistiksteuerung, Arbeitssicherheitskonzepten und je nach Anlage bis zu 40 Mitarbeitenden pro Schicht. Wir holen Container, entladen sie, steuern Stoffströme, analysieren Daten, managen Personal. Kurz: Wir sind nicht mehr der klassische Entsorger. Wir sind heute ein industrieller Produktionsbetrieb.
Was hat sich technologisch getan?
Eine ganze Menge. Früher waren die Anlagen nur bedingt gasdicht, was zur Folge hatte, dass die Klimaschadstoffe nicht in der Qualität aufgefangen wurden, wie es heute Standard ist. Heute liegt der Fokus klar auf Emissionskontrolle: Anlagen müssen gekapselt, dicht und technisch präzise sein. Gase werden bei der Zerkleinerung abgesaugt, gefiltert und separat rückgewonnen. Oft ist gar nicht klar, womit die alten Geräte geschäumt wurden, das ist nicht eindeutig deklariert. Unsere Anlagen müssen also so fein abgestimmt sein, dass sie alle Varianten erfassen und zuverlässig abtrennen. Das macht die Technik heute hochkomplex.
Und das Image? Hat es sich gewandelt?
Wer im Abfallbereich arbeitet, fährt Müllwagen. So jedenfalls war lange das gängige Bild in der Öffentlichkeit. Und das wirkt bis heute nach – obwohl sich die Branche, wie gesagt, massiv verändert hat. Elektrorecycling ist allerdings nach wie vor ein Randbereich. Die Leute geben ihre Altgeräte kostenlos ab, machen sich aber ansonsten kaum Gedanken. Was genau danach passiert, wissen die wenigsten. Wenn ich erzähle, dass wir täglich bis zu 1.800 Kühlschränke pro Anlage verarbeiten, staunen viele. Es fehlt an Vorstellungskraft für das, was wir tun. Und doch gibt es Fortschritte. Schulen greifen das Thema inzwischen öfter auf, das Interesse an nachhaltiger Ressourcenwirtschaft wächst.
Die jüngste Zäsur: 2022 hat der Finanzinvestor Quantum Capital P
Auf der Suche nach einem passenden neuen Namen konnten übrigens auch die Kolleginnen und Kollegen eigene Ideen einreichen. Das war ein richtig kreativer Prozess. Ansonsten hat uns die Übernahme durch Quantum unternehmerische Freiheiten gegeben. Konzernvorgaben sind weggefallen und Entscheidungsprozesse wurden vereinfacht, wodurch wir nun schneller im Markt agieren können.
Schauen wir nach vorne: Was plant ihr für die Zukunft?
Das Kühlgeräterecycling bleibt unser Kern. Technisch arbeiten wir daran, unsere Anlagen weiter zu optimieren. Vor allem der Anteil an großen Gewerbegeräten nimmt zu. Man sieht das ja überall: Supermärkte ersetzen aus energetischen Gründen offene Kühlregale durch Geräte mit Glastüren, die irgendwann bei uns landen. Parallel verändert sich auch die Rücknahme: Heute kommen zunehmend Mengen direkt von Händlern wie Amazon, Otto oder MediaMarkt. Die holen die Altgeräte beim Kunden ab und liefern sie an uns. Der Markt und die Logistikströme sortieren sich hier gerade neu.
Ein interessantes Thema ist für uns das Recycling von Batterien aus Elektrofahrzeugen. Im Wangerland haben wir eine erste Anlage in Betrieb genommen, um Know-how aufzubauen. Es ist kein Selbstläufer, der Bereich wächst derzeit langsamer als gedacht. Aber wir sehen das als strategische Investition in die Zukunft. Der Markt wird sich entwickeln, ähnlich wie damals beim Kühlschrankrecycling. Wir sind vorbereitet.
Sie haben Fragen? So erreichen Sie uns.